Fachartikel

Chancen und Heraus­forderungen von Corporate Accelerator – So wird das Startup-Programm Ihres Unter­nehmens ein Erfolg

Unternehmen wie Axel Springer, Deutsche Bahn oder Merk setzen in ihrem Innovationsmanagement auf Corporate Accelerator. Ihre Programme gehören zu den bekanntesten in Deutschland. Trotz dieser Erfolgsbeispiele geht die Zahl der unternehmenseigenen Startup-Programme zurück. Woran liegt das? Und wie kann Ihr Unternehmen von einem eigenen Accelerator-Programm zur Förderung und Entwicklung interner und externer Startups profitieren?

Die großen Corporate Accelerator in Deutschland heißen Axel Springer Plug & Play bzw. APX von Axel Springer und Porsche, DB mindbox sowie Merck Accelerator. Sie alle bieten Startups Unterstützung durch Coachings, Workshops, Netzwerk­zugang, Kapital, Community und einen Platz im Co-Working-Space. Die Startups durchlaufen das Förder­programm in sogenannten Batches während eines fest definierten Zeitraums. Was gut für Gründerinnen und Gründer ist, bereichert auch die ausrichtenden Unternehmen – wenn sie es richtig angehen.

Wozu brauchen wir (Corporate) Accelerator?

Die Startup-Förderprogramme nutzen nicht nur den Startups, auch für Unternehmen, Investoren und das jeweilige regionale oder thematische Ökosystem leisten sie wichtige Dienste.

Zunächst sind Accelerator entscheidend für eine höhere Geburtenrate bei Startups. Das hat mehrere Gründe:

  1. Zum einen, weil sie Dauer­werbung für Gründung machen. Im Umfeld der Accelerator fühlen sich junge Talente überhaupt erst ermutigt, ein Unternehmen zu gründen.
  2. Die Programme senken die sonst möglicherweise existierenden Hemmnisse für eine Gründung. Sie unterstützen bei der Büro­kratie und vermitteln das notwendige Wissen in den Bereichen Marketing, Produkt­entwicklung, Marktforschung etc.
  3. Durch ihre zeitliche Flexibilität sind die Programme für jeden zugänglich – auch in einer Festanstellung ist es meist möglich, sich für fünf Monate in Teilzeit freistellen zu lassen.

Auch sorgen Accelerator für eine geringere Sterberate bei Startups: Sie stellen früh einen Product-Market-Fit sicher, beschleunigen das Prototyping und ermöglichen den Zugang zu VCs und Unternehmen. Außerdem bilden sie eine lokale oder thematische Community, die sich gegenseitig unterstützt.

Mehr Startups bedeutet im Umkehr­schluss für Unternehmen, dass Innovationen deutlich schneller vorangetrieben bzw. überhaupt erst entwickelt werden. Etablierte Corporates profitieren vom Kontakt zu frischen Talenten und der Zusammen­arbeit mit Startups, da sie meist deutlich schneller agieren und flexibler auf den Markt reagieren können.

Das sind die Benefits eines Corporate Accelerator für Unternehmen:

  • Unternehmen können die besten Startup-Köpfe in die Gestaltung der eigenen Innovationsstrategie einbinden.
  • Die Innovationsideen, -impulse und -kultur der Startups bereichern die eigene Unternehmensentwicklung.
  • Es ergeben sich Möglichkeiten zu Kooperationen mit anderen Marktakteuren für gemeinsame Innovationsaktivitäten rund um die geförderten Startups.
  • Es besteht die Chance auf eine frühe, günstige Beteiligung an den erfolgreichsten, besten Startups aus dem Programm – entweder als strategische Beteiligung und/oder als rendite-orientierte Finanzbeteiligung.
  • Aus den weniger erfolgreichen Startups können die besten Leute ins eigene Unternehmen rekrutiert werden.

Neben den Benefits für einzelne Unternehmen sind Startups wichtig für die Entwicklung neuer Märkte insgesamt, da sie kontinuierlich neue Ideen und Lösungsansätze einbringen. Sie helfen dabei, wissenschaftliche und technologische Neuerungen zu kommerzialisieren und schaffen so zukunftsweisende Anwendungen. So erhöhen sie den Innovationsdruck auf etablierte Unternehmen und treiben die Neuentwicklung von Produkten an.

Warum Startups wichtig für neue Märkte sind
Grafik: Am Beispiel des Wasserstoffmarktes lässt sich zeigen, warum Startups wichtig für neue Märkte sind. Quelle: Wasserstoff-Startup-Hub H2UB.com

Was macht einen erfolgreichen Accelerator aus?

Wie in unserem Artikel „Der Aufstieg der Startup-Accelerator: Wie die Global Player eine weltweite Accelerator-Industrie aufbauen“ analysiert, zeichnen sich die erfolgreichsten Accelerator dadurch aus, dass sie unternehmerisch und ergebnisorientiert an die Startup-Entwicklung herangehen.

Sie erarbeiten sich ein starkes Marken-Image, das ihnen viele Bewerber und Top-Mentoren beschert. Dadurch ist ihr Startup-Portfolio groß und bestens betreut und in der Folge das Ausfallrisiko reduziert. Die Programme der großen Accelerator sind über Jahre optimiert, vielfach erprobt, meist vollständig digitalisiert und vor allem nachhaltig mit der Option für eine Anschlussfinanzierung und weiteren Unterstützung der besten Startups.

Corporate Accelerator dagegen scheitern häufig, weil sie häufig auf Programmverantwortliche und Mitarbeiter aus dem eigenen Unternehmen oder Netzwerk und nicht netzwerk-übergreifend auf echte Profis als Programmmanager, Mentoren und Experten-Coaches zurückgreifen. Ihr Startup-Portfolio ist meist sehr klein und ihr Durchhaltevermögen bei der Förderung von Startups nur sehr begrenzt, so dass kein Payback für den Aufwand der Programmdurchführung generiert werden kann.

Und so werden die Corporate Accelerator-Programme oft nach kurzer Zeit wieder eingestellt, weil sie nicht die erhofften Erfolge erzielen.

Zeit, Budget und Professionalität sind entscheidende Faktoren für einen erfolgreichen Corporate Accelerator. Mindestens drei bis vier Jahre sollte die Programmlaufzeit sein. Mit dem entsprechenden Budget lassen sich Profi-Mentoren und Experten-Coaches einkaufen, Peer-to-Peer-Learning-Formate veranstalten und individuelle Kontakt-Netzwerke für die Startups aufbauen, die die Qualität und damit letztlich den Erfolg des Accelerator-Programms sicherstellen.

Die Heraus­forderungen der Corporate Accelerator

In der Marktumfrage "Zusammenarbeit mit Startups - Wie und Wofür?" hat 1stMOVER Unternehmen zu ihren Erfahrungen mit firmeneigenen Accelerator-Programmen befragt. 130 Strategie- und Innovationsmanager nahmen an der Befragung teil. Mehr als 20 Prozent davon gaben an, dass ihre Unter­nehmen bereits ein eigenes Startup-Acceleration- oder Inkubations-Programme durchgeführt haben, in denen mehrere Startups systematisch gesucht, ausgewählt und weiterentwickelt wurden.

Die relevantesten Ziele der Unter­nehmen waren dabei die Neuent­wicklung und Verbesserung eigener Produkte oder Dienstleistungen sowie die Erweiterung des eigenen Produkt- oder Service-Portfolios mit ausgewählten Startups. Auch der Imagezugewinn war ein wichtiger Motivator für die Einrichtung des Förderprogramms.

Ziele Startup Acceleration
Grafik: In der Marktumfrage von 1stMOVER gaben die Befragten die Ziele an, die ihre Unternehmen mit einem Corporate-Accelerator-Programm verfolgen.

Bei den Antworten fällt auf, dass weniger als ein Drittel auch Prozessverbesserungen als Ziel neben Produkterneuerungen anführt. Es entsteht der Eindruck, dass die Unternehmen hauptsächlich in der Kategorie „Produktinnovation“ denken und agieren – ein Fehler, wie sich auch in der Auswertung der Heraus­forderungen zeigt.

In der Marktumfrage wurden als Hauptprobleme die schwierige Integration des Programms in das grundlegende Innovations­manage­ment und kulturelle Konflikte bei der Zusammenarbeit genannt.

Probleme Startup Acceleration
Grafik: In der Marktumfrage von 1stMOVER nannten die teilnehmenden Unternehmen die Schwierigkeiten, die in ihren Corporate-Accelerator-Programmen auftauchten.

Ein zentrales Problem scheint zu sein, dass die genaue Zusammenarbeit von Unternehmen und Startups nicht ausreichend durchdacht wurde. Wie sollen die teilnehmenden Startups des Accelerators mit dem Unternehmen verbunden werden? Dafür müssen die konkreten Möglichkeiten für Pilotprojekte und Integrationspfade für neue Technologien und Lösung in verschiedene Unternehmensbereiche festgelegt werden.

Die Option auf den Kauf von Startup-Anteilen bis hin zur Übernahme der Mehrheit muss durchgeplant und vorbereitet sein. Bei Anteilskauf oder Komplettübernahmen muss geklärt sein, ob eine vollständige Integration ins Kerngeschäft erfolgen oder eine neue, eigenständige Geschäftseinheit entstehen soll.

In Bezug auf die kulturellen Konflikte sollten sich die Verantwortlichen über den häufig starken Mentalitäts­kontrast zwischen etablierten Unternehmen und Startups bewusst sein. Unternehmen raten wir, sich früh mit den Arbeitsweisen von Startups zu beschäftigen und die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Die unterschiedlichen Arbeitsweisen können als Chance begriffen werden, die eigenen Prozesse zu überdenken und effizienter zu gestalten.

Corporate Accelerator – die Frischzellenkur für Ihr Unter­nehmen

Mit einem Corporate Accelerator bringen Sie für Ihr Wachstum entscheidende Innovations-Potentiale in Ihr Unternehmen. Sie stellen den Kontakt zu den vielver­sprechendsten Startups und Talenten in für Sie relevanten Themenbereichen her und sichern deren Fortkommen – und damit auch Ihr eigenes. Als geschätzter Startup-Partner verschaffen Sie sich ein Innovationsimage im Markt und bei Ihren Kunden.

Bei 1stMOVER haben wir bereits einige Startup-Accelerator aufgebaut und unterstützt, zuerst in 2015 für EON den :agile accelerator. Mit dem digihub, der von unseren Geschäftsführern Klemens Gaida und Peter Hornik geleitet wird, betreiben wir seit 2017 das eigene Accelerator-Programm „Ignition“ und haben inzwischen mehr als 60 Teams mit mehr als 1,5 Mio. Euro von der Ideenvalidierung, über das Rapid Prototyping bis hin zum Markteintritt und ersten VC-Finanzierung gefördert. Außerdem hat 1stMOVER Vattenfall bei der Durchführung des greenfield-Programms unterstützt, insbesondere als strategischer Berater und Coach für Startups. Darüber hinaus hat 1stMOVER den Aufbau des H2UB unterstützt – den ersten Wasserstoff-Hub Europas, der auch ein Accelerator-Programm betreiben wird.

Nach mehr als fünf Jahren unterschied­licher Accelerator-Arbeit sind wir vernetzt mit den Top-Mentoren, Experten-Coaches und Investoren aus zahlreichen Branchen, durch den digihub sind wir außerdem ein fester Bestandteil der Startup-Szene in NRW und haben damit einen persönlichen Draht zu den vielversprechendsten Gründerinnen und Gründern „vor der Haustür“.

Gemeinsam stellen wir sicher, dass aus Ihrem Corporate Accelerator für Sie kein enttäuschendes, schnell wieder abgewickeltes, reines Cost Center wird, sondern ein eigenständiges, ergebnis­orientiertes Profit Center mit viel Antrieb und Substanz für das Innovations­management Ihres ganzen Unternehmens. Holen Sie sich die Ideen der Zukunft in Ihr Unternehmen und profitieren Sie von der Agilität der Startups. Wir unterstützen Sie beim Aufbau Ihres eigenen, nachhaltig erfolgreichen Corporate Accelerators.

Sie möchten mehr erfahren zu unseren Leistungen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf, wir beraten Sie zu all Ihren Fragen.